312112 - Aktuelle Tendenzen bei Schraubentechniken
Am Boden und am Sprungtisch werden seit einigen Jahren gestreckte Saltos mit 3- und sogar 4-fachen Längsachsendrehungen (Schrauben) geturnt. Internationale Schraubenspezialisten wenden dabei zum Teil extreme Techniken an. Prinzipiell werden drei Grundformen zur Realisierung von Schrauben in Saltos benutzt: die Stützschraube, die Gegenwirkungsschraube und die Impulsübertragungsschraube. Während die Gegenwirkungsschraube erfahrungsgemäß überwiegend im ersten Flugabschnitt angewendet wird, kommt das Außergewöhnliche in der stärkeren Nutzung von Stütz- und Impulsübertragungsschraube zum Ausdruck.
Mit Hilfe der extremen Stütz- und Impulsübertragungsschraube-Techniken können aufgrund der mechanischen Gesetzmäßigkeiten eindeutig größere Drehwinkel um die Längsachse erzielt werden. Es ist allerdings zu erwarten, dass die angewendete Stützschraubentechnik bei Saltoabsprüngen und Abdrücken zu Yurchenko-Sprüngen wegen der unsymmetrischen Körperhaltung eine deutlich höhere einseitige Belastung verursacht.
Die Stützschraubentechnik der Spezialisten widerspricht den aktuellen sporttechnischen Leitbildern und z. T. auch den technisch-methodischen Hinweisen im Kunstturnen. Es wird diskutiert, ob diese extreme Schraubentechnik anzuwenden ist – und wenn ja, ab welcher Schraubenanzahl und in welchem Lernstadium.
Im Vortrag werden die biomechanischen Grundlagen der extremen Techniken der Stütz- und Impulsübertragungsschraube am Beispiel des Strecksaltos mit 4-facher Schraube am Boden und von Yurchenko-gestreckt-Sprüngen mit 3-facher Schraube dargestellt. Zusätzlich werden erste Folgerungen aus kinemetrisch-dynamometrischen Analysen von Abdrücken zu Yurchenko-Sprüngen mit Doppelschraube aufgezeigt.