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Stressregulation akut

 

Die „Stresspuffer-Hypothese der Sportaktivität“ postuliert, dass sportlich aktive Personen eher in der Lage seien, die gesundheitsschädigenden Auswirkungen von Stress „abzupuffern“, als sportlich inaktive. Diese Hypothese konnte bereits bestätigt werden (Klaperski, von Dawans, Heinrichs, & Fuchs, 2014). Eine Metaanalyse von Hamer und Kollegen (Hamer, Taylor, & Steptoe, 2006) legt nahe, dass sich diese Pufferwirkung auch nach einmaliger, akuter sportlicher Aktivität zeigt. Hinsichtlich dieser Annahme existiert bislang nur eine Studie (Zschucke, Renneberg, Dimeo, Wüstenberg, & Ströhle, 2015), deren Fokus jedoch auf der Untersuchung neuronaler Korrelate der Stressreaktivität nach akuter sportlicher Aktivität liegt. Ziel des Forschungsvorhabens ist es, das Zusammenwirken akuter sportlicher Aktivität, Stress und Gesundheit auf der Basis einer randomisierten, kontrollierten Studie zu analysieren.

Eine Vielzahl von Studien belegt den Nutzen der sportlichen Aktivität für die körperliche Gesundheit (Brown, Burton & Rowan, 2007; Gill & Cooper, 2008; Hardman & Stensel, 2009). In den letzten Jahren ist auch der Nutzen von Sport und Bewegung für das seelische Befinden immer mehr ins Blickfeld der Forschung gerückt (Biddle & Mutrie, 2008; Landers & Arent, 2007; Ströhle, 2009). Relativ wenig wissen wir dagegen über die Funktion von Sport und Bewegung als Stressregulativ (Fuchs, 2003). Dass das Sporttreiben gut für die Bewältigung von Stress oder umgangssprachlich für den „Stressabbau“ sei, ist zwar überall zu hören und zu lesen, der wissenschaftliche Nachweis für die Richtigkeit dieser Annahme ist aber nur ansatzweise geliefert (Tsatsoulis & Fountoulakis, 2006; Acevedo & Ekkekakis, 2006). In unserem Forschungsvorhaben geht es um die Frage, inwieweit akute Sportaktivität (im Gegensatz zu chronischer Sportaktivität oder Fitness, vgl. Klaperski et al., 2014) die negativen gesundheitlichen Auswirkungen von chronischem Stress abzupuffern vermögen („Stresspuffereffekt der Sportaktivität“) und welche Rolle dabei einerseits psychosoziale Ressourcen und andererseits physiologische Stressreaktionen als vermittelnde Mechanismen spielen können.

Der empirische Nachweis einer moderierenden Wirkung der Sportaktivität auf den Stress-Gesund­heits-Zusammenhang ist das eine; die Erklärung dieses Phänomens etwas anderes. In der Literatur wird das Zustandekommen des Stresspuffereffekts im Wesentlichen mit zwei Mechanismen erklärt (de Geus & Stubbe, 2007): Zum einen mit einem psychologischen Mechanismus, in dessen Zentrum eine durch sportliche Aktivität und körperliche Fitness erzielte Stärkung der psychosozialen Ressourcen und in der Folge davon günstigere sekundäre Stresseinschätzungen (secondary stress appraisals; Lazarus & Folkman, 1984) stehen. Und zum anderen mit einem biologischen Mechanismus, bei dem eine durch Sportaktivität und körperliche Fitness verringerte physiologische Stressreaktion (d.h. eine verringerte Stressreaktivität und erhöhte Erholungsfähigkeit) die entscheidende Rolle spielt (Carmack, Boudreaux, Amaral-Melendez, Brantley & de Moor, 1999; Tsatsoulis & Fountoulakis, 2006).

Mit diesem Forschungsvorhaben sollen neue Erkenntnisse zum Stresspuffereffekt akuter Sportaktivität gewonnen werden. Während eine vorangegangene Studie am Institut für Sport und Sportwissenschaft (Klaperski et al., 2014) einen positiven Effekt sportlicher Aktivität über einen Zeitraum von 12 Wochen zeigen konnte, steht nun die Frage nach dem Effekt einmaliger, akuter sportlicher Aktivität im Vordergrund.

 

Ansprechpartnerin: Dr. Kathrin Wunsch


Stand der Studie: Datenerhebung abgeschlossen

Ausgewählte Literatur zum Thema

Hamer, M., Taylor, A., & Steptoe, A. (2006). The effect of acute aerobic exercise on stress related blood pressure response: A systematic review and meta-analysis. Biological Psychology, 71, 183-190.

Klaperski, S., von Dawans, B., Heinrichs, M., & Fuchs, R. (2014). Effects of a 12-week endurance training program on the physiological response to psychosocial stress in men: a randomized controlled trial. Journal of Behavioral Medicine, 37(6), 1118-1133.

Zschucke, E., Renneberg, B., Dimeo, F., Wüstenberg, T., & Ströhle, A. (2015). The stress-buffering effect of acute exercise: Evidence for HPA axis negative feedback. Psychoneuroendocrinology, 51, 414-425.