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MoVo-Modell


Motivations-Volitions-Prozessmodell (MoVo-Modell) - Kurzbeschreibung

 

Mit einer Sportaktivität zu beginnen, ist das eine; sie anschließend auch dauerhaft fortzuführen, das andere. Für viele Menschen stellt schon das Beginnen ein großes Hindernis dar; noch größer scheint aber die Schwierigkeit zu sein, das einmal begonnene Sportverhalten kontinuierlich über einen längeren Zeitraum hinweg weiterzuführen. Die Teilnehmerraten von Sport- und Fitnessprogrammen bestätigen das: Von denen, die mit einer Aktivität begonnen haben, sind nach einem halben Jahr oft nur noch die Hälfte dabei. Theoretische Überlegungen und empirische Befunde legen die Schlussfolgerung nahe, dass das Anfangen und Dabeibleiben von unterschiedlichen motivationalen und volitionalen Prozessen gesteuert wird. Während beim Anfangen vermutlich Prozesse der Intentionsbildung, Umsetzungsplanung und Handlungsinitiierung im Vordergrund stehen, dürften für das längerfristige Dabeibleiben vor allem Faktoren wie die Selbstkonkordanz der Zielintention sowie Prozesse des Barrierenmanagements und der Rückmeldungsverwertung (Konsequenzerfahrungen) von Bedeutung sein. Die hier aufgezählten Komponenten der Handlungsinitiierung und -aufrechterhaltung sind im so genannten Motivations-Volitions-Modell (MoVo-Modell) in einen konzeptionellen Gesamtzusammenhang gestellt worden.

 

Abbildung 1.  Motivations-Volitions-Prozessmodell der Sportteilnahme (MoVo-Modell)

 

Der motivationale Prozess der Intentionsbildung mündet in der Festlegung einer Zielintention (goal intention), z.B. von der Form „Ich habe die Absicht, wieder mit dem Tennisspielen zu beginnen“ (vgl. Renner & Weber, 2003). Die Stärke dieser Zielintention (intention strength) ist im Wesentlichen von einschlägigen Kosten-Nutzen-Überlegungen (Konsequenzerwartungen; outcome expectations) sowie verhaltensbezogenen Kontrollkognitionen (Selbstwirksamkeitserwartungen; self-efficacy) abhängig (Biddle & Nigg, 2000). Damit aus derartigen Zielintentionen konkrete Handlungen hervorgehen können, bedarf es der Handlungsplanung (action planning), bzw. der Formulierung sogenannter Implementierungsintentionen (Gollwitzer, 1999), in denen das Was, Wann, Wo und Wie der Handlungsrealisierung festgelegt wird (Bamberg, 2002; Sheeran & Orbell, 1999; Verplanken & Faes, 1999). Prozesse der aktuellen Handlungsinitiierung werden sowohl von personalen Faktoren wie dem Barrierenmanagement als auch von situativen Faktoren wie dem Eintreffen der in der Planung antizipierten raum-zeitlichen Auslösebedingungen gesteuert. Mit dem Faktor der Selbstkonkordanz wird eine Qualität der Zielintention ins Auge gefasst, von der anzunehmen ist, dass sie für die Persistenz des neuen Verhaltens von zentraler Bedeutung ist (Koestner, Lekes, Powers & Chicoine, 2002; Sheldon & Houser-Marko, 2001): Je mehr nämlich die Zielintention den eigenen Wünschen und Bedürfnissen entspricht (hohe Konkordanz mit dem Selbstsystem), um so stärker ist die Energetisierung der Zielverfolgung auch in kritischen Momenten, wenn ein Abbruch des neuen Verhaltens schon „gefährlich bereitwillig“ in Erwägung gezogen wird. Bei dem Barrieren-management handelt es sich um Strategien der Selbst- und Umweltsteuerung, die dazu dienen, die geplante Handlung (z.B. Fitnessgymnastik am nächsten Dienstagabend) gegenüber attraktiven Verhaltensalternativen (Anschauen einer TV-Fußballübertragung) abzuschirmen. Strategien des Barrierenmanagements sind z.B. die Aufmerksamkeitskontrolle (Ausblenden von Informationen, die konkurrierende Zielintentionen unterstützen würden), die Umweltkontrolle (Gestaltung der sozialen und räumlich-materiellen Umwelt so, dass das intendierte Verhalten erleichtert wird) oder das kognitive Umstrukturieren (Neubewertung der Situation im Dienste der aktuellen Absicht). Wenig Beachtung in der einschlägigen Literatur hat bislang die Rückmeldungsverwertung gefunden, die im MoVo-Modell in Form der „Konsequenzerfahrungen“ berücksichtigt werden. Wenn die Person das geplante Verhalten (in unserem Fall das Sport- und Bewegungsverhalten) dann tatsächlich ausübt, werden die dabei gemachten Erfahrungen (Konsequenzerfahrungen) mehr oder weniger bewusst reflektiert und mit den anfänglichen Konsequenzerwartungen verglichen. Abhängig vom Ergebnis dieses Vergleichs kann es zu einer Korrektur der Konsequenzerwartungen und damit auch zu einer Stärkung oder Schwächung der Zielintention kommen, womit sich die motivationalen Voraussetzungen der weiteren Sportteilnahme verändern würden.

  

Eine ausführliche Beschreibung des MoVo-Modells finden Sie bei:

  • Fuchs, R. (2005). Körperliche Aktivität als Gesundheitsverhalten. In R. Schwarzer (Hrsg.), Gesundheitspsychologie (Reihe: Enzyklopädie der Psychologie). Göttingen: Hogrefe.
  • Fuchs, R. (2006). Motivation zum Freizeit- und Gesundheitssport. In M. Tietjens & B. Strauß  (Hrsg.), Handbuch Sportpsychologie. Schorndorf: Hofmann.
  • Fuchs, R. (2007). Das MoVo-Modell als theoretische Grundlage für Programme der Gesundheitsverhaltensänderung. In R. Fuchs et al. (Hrsg.), Aufbau eines körperlich-aktiven Lebensstils (S. 317-325). Göttingen: Hogrefe.